Maßnahmen
Steinrückenpflege
Die Steinrücken sind das landschaftstypisches Element im Osterzgebirge und wertvoller Lebensraums gefährdeter Tier- und Pflanzenarten im Osterzgebirge (Mehr über den Lebenraum Steinrücke). Der größte Teil der Steinrücken war bis vor Projektbeginn durch Nutzungsaufgabe der Brennholzgewinnung seit den 1960er Jahren stark verändert und musste wieder instandgesetzt werden.
Ziele
Das Projektziel bestand darin, innerhalb der Förderzeit alle Steinrücken mit Pflegebedarf auf einer Länge von über 60.000 Metern fachgerecht „Auf-den-Stock“ zu setzen.
Naturschutzfachlich wertbestimmende Gehölze wie Wildapfel, Wildkirsche, Höhlenbäume und Solitärbäume blieben auf der Steinrücke erhalten. Die Stämme wurden ca. 30 cm über dem Erdboden mit der Motorkettensäge abgesägt. Die klassische Nutzung, das Holz abschnittweise und in Zeiträumen von 3 bis 7 Jahren zu schlagen, konnte wegen der zeitlichen Befristung des Projektes in Phase 1 nicht realisiert werden, weshalb die Pflege der Steinrücken einmalig auf der gesamten Länge erfolgte. Nur die langen Ebereschensteinrücken in Fürstenau und stark bestockte, längere Steinrücken am Nordwesthang des Geisingberges wurden abschnittweise instandgesetzt.
Wiederaufnahme der Rotationsnutzung
Nach der Ersteinrichtung wurden „Steinrückenpatenschaften“ abgeschlossen, die es den Bewirtschaftern ermöglichen, nach Projektablauf kostenfrei Brennholz nach Bedarf und auf Vorgabe des Projektträgers, zu schlagen. Damit wird die Wiederaufnahme der traditionellen Rotationsnutzung des Holzes der Steinrücken als ein hauptsächliches Projektziel unterstützt.
Probleme der Nutzungsaufgabe
Der nicht mehr entfernte Gehölzaufwuchs führte zu vielfachen Problemen:
- Verstärkte Nährstoffanreicherung
- Beschattung
- Überwuchern der offenen Steinstrukturen durch nährstoffliebende Arten wie Himbeere und Brennnessel
- Verdrängung der charakteristischen Flora und Fauna
- In die Wiesenflächen hineinragende Ästen und der Aufwuchs im Randbereich behindern die Mahd und fördern somit die Gehölzsukzession auf den angrenzenden Bergwiesenbereichen
Vor Aufnahme der Steinrückenpflege wurden Zustimmungserklärungen zu den geplanten Pflegemaßnahmen von den Eigentümern eingeholt. Der Flächeneigentümer entschied sich zwischen drei Möglichkeiten:
- die Pflege selbst auszuführen
- einen Vertreter dafür zu bestimmen
- die Pflege über das Projektmanagement ausschreiben zu lassen.
Die Menge „auf-den-Stock“ zu setzender Gehölze richtete sich nach dem anzustrebenden Leitbild und der bestehenden Gehölzdeckung auf der Steinrücke (siehe folgende Tabelle). Das Ziel bestand allgemein in der Erhöhung der Anteile an lichtoffenen Steinstrukturen mit Gebüschstadien als Lebensraum für seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten wie Heckenbrüter, Kreuzotter, Feuerlilie und Buschnelke
Vorgaben für die Gehölzentnahme und den Zielbestand an Gehölzen nach der Pflege in Abhängigkeit vom Leitbild
Leitbild | Gehölzentnahme | Zielbestand nach Pflege |
---|---|---|
lichtoffene Steinrücke | 75-100 % | 0-25 % |
lichte Ebereschen-Steinrücke | 25-75 % | 25-75 % |
halboffene Steinrücke | 50-75 % | 25-50 % |
Steinrücke Typ Waldrand | 0-40 % | 60-100 % |
Steinrücke Typ Wald | 0-10 (35) % | 90-100 % |
Für die Sicherung des Schutzziels wurden für jeden Steinrückentyp im PEP die notwendigen Pflegehinweise beschrieben und grafisch veranschaulicht.
Erdabtrag
Von einzelnen, stark mit Erde bedeckten halboffenen und lichtoffenen Steinrücken wurde ein Erdabtrag durchgeführt, um den Anteil an offenen und besonnten Steinen zu erhalten und weiter zu erhöhen. Lückige Steinformationen waren durch Aufschüttungen mit gleichartigem ortstypischem Steinmaterial sinnvoll zu ergänzen.
Zum Erdabtrag kamen verschieden Formen vom Minibagger bis zum Handabtrag zur Erprobung. Keine der Maßnahmen eignete sich jedoch für eine durchgängige Anwendung auf den bedeckten pflegebedürftigen Steinrücken. Entweder führte es zu Verletzungen im Wurzelbereich der Gehölze oder zur Zerstörungen der Steinrückenstruktur. Dazu kam der sehr hohe Zeit- und Kostenaufwand, der eine Anwendung auf größeren Flächen verbietet. So kann vorerst davon ausgegangen werden, dass sich nach erfolgtem Pflegehieb insbesondere auf halboffenen bzw. lichtoffenen Steinrücken die Erdauflage durch Wind- und Wassererosion geringfügig selbst reduziert und dadurch ein weiteres Anwachsen der Erdauflage vermindert wird.
Entfernung des Schnittguts
Die Entfernung des Schnittgutes erfolgte je nach Witterung und Zuwegung bis zum Frühjahrsanfang und oft auch später, um Transportschäden auf der Fläche zu vermeiden. Verwertbares Holz wurde auf Transportlänge geschnitten, das übrige Material geschreddert und als Brennholz bzw. als Mulchmaterial abtransportiert. Zur bodenschonenden Entnahme bei erschwerter Zuwegung bzw. stark vernässten Bereichen kamen neben der üblichen Kleintechnik teilweise auch kleinere Raupen oder Motorseilwinden zum Einsatz. In wenigen Ausnahmen durfte das Material vor Ort verbrannt werden.
Erfolge
Insgesamt konnten auf einer Länge von über 58 km die vorgegebenen Pflegeziele erreicht werden. Darin enthalten sind auch 2.8 km Steinrücken, die auf Grund ihrer unauffälligen Lage überwiegend im Wald nicht im Pflegeplan erfasst wurden. Die im Wald bzw. am Waldrand gelegenen Steinrücken wurden sowohl „auf-den-Stock“ gesetzt als auch durch die Schaffung längsseitiger 5 bis 10 m breiter Saumstreifen freigestellt. Steinrücken im unwegsamen Gelände mit einem geringen Bewirtschaftungsaufwand von unter 10 zu entnehmenden Stämmen blieben aus Kostengründen teilweise pflegeoffen.